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STARRE

von

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Auf der Suche

Ich freute mich schon den ganzen Tag darauf, mit Leon in das Antiquariat zu gehen. Endlich war die Schule aus und wir machten uns gemeinsam auf den Weg. Ich erzählte Leon, dass ich Schriftsteller werden wollte und er scherzte sofort, dass er dann aber ein signiertes Werk für seine Sammlung bekommen wollte. Ich versprach es ihm mit einem Lachen. Als wir vor dem Laden standen, musste ich zweimal hinschauen. Die Ladenfront war sehr unscheinbar und man bekam das Gefühl, dass der Laden von innen sehr klein sein musste. Doch der Schein trügte, der Laden war westlich größer als zuvor angenommen. Überall standen Bücherregale und wir fingen sofort an, in ihnen aufgeregt zu stöbern. Recht schnell hatte Leon einen packen Bücher zusammengesucht und meinte zu mir, dass er sie auf jeden Fall mitnehmen würde.
 

Wir hielten uns sehr lange in dem Laden auf, aber meine Suche blieb vergeblich. Es gab viele Bücher von Harold Robbins, aber leider nicht „Die Wilden“. Leon baute mich auf und meinte, dass er noch einen kleinen Laden kannte, der gebrauchte Bücher anbot und dass er dort schon häufig Glück gehabt hatte. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass Marcus schon bald aus der Metallbaufirma kommen würde. Ich winkte freundlich ab und sagte, dass ich es eilig hätte. Aber Leon schaffte es, mich zu überreden. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen Marcus gegenüber, aber ich wollte unbedingt das Buch für ihn finden.
 

Weil der Laden recht weit entfernt war, fuhren wir mit der Straßenbahn dorthin. Auf dem Weg erzählte mir Leon angeregt über den Inhalt seiner gekauften Bücher. Ich wurde sehr neugierig und fragte, ob er mir mal eines ausleihen würde. Er sagte, dass er das gerne machen würde und zeigte dann mit der Hand auf einen Hauseingang. Wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass wir in eine dunkle Gasse gelaufen waren, in der sich scheinbar der Laden befand. Auf dem Türschild neben der Eingangstür stand „Sigmund’s Bücherkiste“. Ohne Leon hätte ich den Laden, der noch unscheinbarer als der vorherige war, niemals entdeckt und war ganz neugierig auf das Innere. Jedenfalls schien es ein echter Geheimtipp zu sein. Leon machte sich direkt wieder über ein paar Bücher her und ich suchte weiter nach dem Buch für Marcus. Und tatsächlich fand ich, nach einer ganzen Weile, die Sonderausgabe von „Die Wilden“. Ich konnte mein Glück nicht fassen, es war in einem sehr guten Zustand und der Preis war auch günstig. Ich lief sofort zur Kasse und ließ mir das Buch schön verpacken.
 

Als wir aus dem Laden gingen, strahlten wir beide schon fast um die Wette. Ich verabschiedete mich dankend bei Leon und machte mich schnell auf den Weg nach Marcus. Es war schon 18:30 Uhr und um 20:00 Uhr musste Marcus schon wieder im Bordell sein. Ich überlegte mir, was ich schnelles Kochen konnte und eilte in die Wohnung. Marcus saß bereits am Esstisch und hatte sich ein Brot gemacht. „Wo warst du?“, fragte er leicht gereizt und ich antwortete ihm, dass ich noch mit Leon unterwegs war.
 

Jetzt stand Marcus wütend auf und verschwand im Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ich lief ihm hinterher und entschuldigte mich, dass ich so spät war, aber Marcus ließ kaum mit sich reden. Er ignorierte mich einfach und verließ schnellen Schrittes die Wohnung. Am liebsten hätte ich ihm von dem Buch erzählt, aber das sollte eine Überraschung bleiben. Ich versteckte das eingepackte Buch in der Schreibtischschublade, weil ich mir sicher war, dass er hier nicht suchen würde.
 

Ich war zwar ein wenig traurig darüber, dass Marcus nicht mehr mit mir gesprochen hatte, aber ein wenig schmeichelte mir seine Eifersucht auch.



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